US-Studie: Crowdfunding als Sprungbrett zum Erfolg?

zugeschnCrowdfunding und Crowdfinancing etablieren sich in Deutschland zu einer gängigen Form der Unternehmensfinanzierung. Die Erwartungen an Erfolg und erzielten Nutzen für Investoren und Unternehmen sind hoch. Führt eine Finanzierungsrunde zum Erfolg, liefert diese schließlich nicht nur die benötigte Liquidität, sondern dient gleichzeitig als Marketingkampagne dem Aufbau von Reputation und Nachfrage. Die Grundlage für zügiges Unternehmenswachstum scheint damit gegeben. Selten aber verfolgt die Öffentlichkeit den Werdegang der auf diesem Weg mit Kapital ausgestatteten Unternehmen.

Crowdfund Capital Advisors (CCA), eine der führenden Beratungsgesellschaften für Frühphasenfinanzierung aus den USA, greift diese hohen Erwartungen in einer kürzlich veröffentlichten Studie mit dem Titel „How Does Crowdfunding Impact Job Creation, Company Revenue and Professional Investor Interest?“ auf. Kernfragen der Untersuchung waren folgende:

  • Führt der Marketingeffekt des Crowdfunding unmittelbar zu höheren Umsatzerlösen?
  • Werden durch Crowdfunding neue Arbeitsplätze geschaffen?
  • Verhindert Crowdfunding möglicherweise Folgeinvestitionen von professionellen Investoren?

Der Untersuchungszeitraum bezog sich auf die ersten drei Monate nach erfolgreichem Abschluss der Finanzierungsrunde. Gegenstand der Studie waren 87 amerikanische und europäische Unternehmen, die sich erfolgreich über Crowdfunding-Plattformen finanziert haben.

Die Studie zeigt, dass die Unternehmen ihre Umsatzerlöse regelmäßig im Durchschnitt um 24% steigern konnten. Besonders auffällig war die Performance von Unternehmen, denen Eigenkapital zugeflossen ist. Diese steigerten ihre Umsatzerlöse nach den ersten drei Monaten sogar um bis zu 351%. Weiterhin führt die Studie aus, dass nach der erfolgreichen Finanzierung 39% der Unternehmen im Durchschnitt 2,2 Arbeitnehmer einstellten. Knapp die Hälfte der Unternehmen äußerte immerhin die Absicht, die finanziellen Mittel für Neueinstellungen zu verwenden. Dabei wurde auch deutlich, dass die Bereitschaft, neue Mitarbeiter einzustellen, geringer ist, wenn weniger Mitarbeiter in dem Unternehmen bereits beschäftigt sind. Die Autoren heben hervor, dass Crowdfunding per se keineswegs professionelle Investoren von Folgeinvestitionen abhält. Circa 28% der Unternehmen konnten nach der Finanzierungsrunde weitere professionelle Anleger für sich gewinnen. Weitere 43% der Unternehmen führten bereits weiterführende Gespräche mit Investoren.

Die Studie liefert weitgehend eine Bestätigung der formulierten Erwartungen. Dies ist erfreulich und positiv für die gesamte Branche zu werten. Es darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Studie den Fokus auf die Phase unmittelbar nach der geglückten Finanzierungsrunde legt. In diesem Zeitraum profitieren die Unternehmen noch von dem Schwung der Finanzierungsrunde. Die Ergebnisse sind als erste Erfolgsindikatoren zu werten, nachhaltige Effekte werden sich für die noch junge Branche wohl erst in einigen Jahren zeigen. In Anbetracht erster Insolvenzen ist schon jetzt klar: Auch die Crowdfinancing-Branche¹ ist vor Rückschlägen nicht gefeit.

Roland Selle, LightFin GmbH


¹ Die Studie bezieht sich ausschließlich auf „Crowdfunding“. Die Übertragung des Sachverhalts auf „Crowdfinancing“ erfolgt hier unabhängig davon.

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